Freitag, 2. April 2010

Probe-Tour

Um unser Material und nicht zuletzt uns selbst zu testen tourten wir die letzten Tage mit dem Velo durch die Schweiz.

Am Samstag ging es erstmals mit bepackten Velos und bei leichtem Nieselregen Richtung Interlaken los. In Hergiswil wurde uns unsere leicht mangelhafte Tour-Vorbereitung erstmals zum Verhängnis; die Seestrasse Richtung Alpnach war (eigentlich bekannterweise) gesperrt und die Fähre verkehrt nur werktags. Nach kurzer Ratlosigkeit entschlossen wir uns diese Strecke gemütlich mit dem Zug zu fahren. Bei schönstem Wetter trafen wir genau mittags bei Rogers Götti Fredy ein. Dieser feierte sein 50. Geburtstag und wir wurden mit feinen Spaghetti für den anstehenden Brünigpass gestärkt. Einige Zeit später und ziemlich ausgelaugt - doch glücklich - konnten wir die gemachten Höhenmeter wieder nach unten sausen... Erst am späten Nachmittag kehrten wir auf unserem Zeltplatz in Interlaken ein, unsere erschöpften Körper sehnten sich nach Futter und so wurde als Erstes eine Packung Paprika Chips verzehrt! Unser Zelt sorgte bei den übrigen Camping-Bewohnern (pensioniert und in gemütlichen Wohnwägen hausend) für neugierige und zuweil auch etwas verwirrte Gesichter. Nach selbstgekochtem Znacht (Ravioli) mummten wir uns schon früh in unsere super Schläfsäcke. Julia war wie immer bald im Land der Träume, Roger wälzte sich noch lange hin und her bis auch er den verdienten Schlaf fand.



Am Sonntag wurde das Zelt - nach nächtlichem Regenschauer - getrocknet und von Regenwürmern befreit :-) Mit leerem Magen machten wir nur einige Kilometer bis zum nächsten Restaurant, wo wir wie die Fürsten frühstückten. Die Fahrt nach Bern gestaltete sich problemlos und unser Motto "wo wir sind - wird es schön Wetter" erlaubte es uns die Regenkleidung meist in den Packtaschen verstaut zu lassen. Am frühen Nachmittag kehrten wir in Ursinas WG ein und durften unser eigenes Zimmer beziehen und in einem gemütlichen Bett nächtigen. Das abendliche Riesen-Cordonbleu-Wettessen wurde erstaunlicherweise nicht vom velofahrenden Roger sondern von Marc gewonnen...

Am Montag Morgen standen wir dann vor der Amerikanischen Botschaft mit unseren 1001 Formularen um unser Visum zu beantragen. Geschickterweise findet man in der ganzen Botschaft keine Uhren (und selbst wird man ja jeglicher moderner Technik entledigt) - so kann die Wartezeit nur geschätzt werden. Wir gehörten jedoch zu den Glücklichen, die nach ca. 2 1/2 Stunden die Botschaft wieder verlassen konnten. Den restlichen Tag gönnten wir uns ein Ruhe-Programm welches mit einem mexikanischen Geburi-Essen von Sarah gemütlich endete. Wir freuten uns bereits wieder auf die Fahrräder zu steigen.

Dienstags um 7:00 Uhr klingelt der Wecker und bald werden die Lioner-Brote für zwischendurch gebuttert. Auch heute geniessen wir ein Wetterglück - auch wenn der Gegenwind uns zeitweise ganz schön fies entgegenbläst. Die teilweise noch matschigen Naturstrassen hinterlassen Spuren auf unseren Velos und Radtaschen, sodass wir jetzt auch wirklich den Eindruck von "richtigen" Tourenradlern machen. Nach ca. 60 km kehren wir in Nidau (bei Biel) ein. Da wir keinen geöffneten Campingplatz finden, übernachten wir in der LagoLodge. Idealerweise wohnen in Nidau 2 Australien-Bekannte von Julia und so verbringen wir wieder einen gemütlichen Abend.




An unserem 4. Velotag sinken die Temperaturen und der Wind kommt abwechslungsweise von allen Seiten. Julia friert trotz Winter-Handschuhen ziemlich an ihre Finger, Roger kämpft gegen den Gegenwind, Julia wiederum hat Angst vom Seitenwind "umgeblasen" zu werden... So kommen wir irgendwann von der gegebenen Veloroute ab und sind immer wieder auf der Suche nach einem Stückchen mit Rückenwind. Trotzdem entscheiden wir uns in Solothurn weiter zu fahren und schliesslich landen wir in Zofingen, wo wir in die Jugi einkehren. Wir lassen die vergangenen Tage etwas Revue passieren und sind ganz zufrieden mit unserer Probetour - eigentlich läuft alles nach Plan...

Der Donnerstag Morgen macht nicht wirklich Lust auf Velofahren. Es sind 3°C und der Jugi-Leiter wünscht uns abschliessend einfach noch "viel Glück". Tatsächlich fängt es nach einigen Kilometern an zu schneien (natürlich direkt ins Gesicht) und die Temperatur sinkt weiter bis auf 1°C. Mit lautem Singen halten wir uns bei Laune und erstaunlicherweise bleiben auch die Hände/Füsse bis kurz vor Sursee angenehm warm. Doch die letzten Meter vor Sursee werden zur Tortur, sogar Roger friert... In einem Restaurant wärmen wir uns bei einem Punsch auf und laden uns bei Robi zum Zmittag ein ;-) So nehmen wir die letzten Kilometer motiviert auf, schliesslich hat es unterdessen aufgehört zu schneien/regnen. Doch kurz nach Sempach Station passiert es... Roger hat einen Platten. Wir Optimisten haben kein Flickzeug mitgeführt (wer erwartet schon auf den ersten 350 km eine Panne?!). So wird der mobile Pannendienst Robi ins Spiel geholt; er kommt voller Elan im Auto angedüst. Doch sein Flickzeug wie auch Ersatzschlauch scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein, denn nach wenigen Metern ist die Luft wieder aus dem Schlauch raus... Es kommt soweit, dass Roger sein Velo nach Rothenburg schiebt und Julia (wegen Kälte) heftig in die Pedale tritt. In Rothenbug angekommen geniessen wir zuerst ein gutes Mahl bevor der Schlauch nochmals unter die Lupe genommen wird. Im Platten-Flicken ist Roger jetzt ein Profi.




Nun sind wir nach 355 km wieder in Luzern angekommen und freuen uns nach wie vor (oder sogar umso mehr) auf unsere grosse Tour und nehmen die Erfahrungen der letzten Woche als "Lernblätz" mit.