Donnerstag, 9. Juni 2011

The End (Rückblick)

Völlig unerfahren starteten wir letzten Juni in dieses Abenteuer. Glücklicherweise stellten wir bald fest, dass uns diese Reiseart gut gefällt. Nach einem Jahr sind wir des Radelns immer noch nicht müde und sind überzeugt, mit dem Fahrrad-Reisen die für uns optimale Reiseform gefunden zu haben.

Die gewählte Route führte uns durch viele traumhaft schöne Gebiete und Landschaften, wobei uns vor allem die unberührten Weiten und imposanten Bergmassive am meisten beeindruckt haben. Die Frage nach dem schönsten Ort können wir jedoch nicht beantworten - es gab zu viele Highlights und deren Unterschiede machen gerade den speziellen Reiz aus.

Ein besonderes Privileg ist es, diese Reise unfallfrei abschliessen zu dürfen; auch mussten wir nie aufgrund Krankheit eine Radel-Pause einlegen. Zusätzlich haben sich unsere Räder Johnny & Lilly definitiv als die richtigen Reisegefährten entpuppt - ausser einigen Platten haben wir auf über 20'000 km keinerlei mechanische Probleme zu verzeichnen.

Es hat uns überrascht wie freundlich man uns begegnete. Unvergesslich sind natürlich die vielen spontanen Privat-Einladungen und die Gastfreundschaft unserer Warmshower-Hosts. Doch auch all die netten Gespräche, die Unterstützung von Zuhause und Hilfsbereitschaft auf der Strasse oder auch die einfachen Gesten, wie ein „Daumen hoch“ aus dem vorbeifahrenden Auto (wenn man sich z. B. bereits etwas müde den Berg hochkämpft) haben uns immer wieder motiviert und machen unsere Reise schlussendlich so einzigartig. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön!

Nun vergehen bereits die letzten Stunden unserer grossen Reise. Obwohl wir das Ende des Reise-Daseins bedauern, freuen wir uns sehr auf unsere Rückkehr am 12. Juni 2011 und das Wiedersehen mit Familie & Freunden!

Wir schauen auf ein wahnsinnig aufregendes Jahr zurück. Bestimmt werden wir uns ewig an all die schönen Momente erinnern.

Bis bald...



USA/Kanada
8499 km
71212 Höhenmeter
104 Fahrtage

Neuseeland
4059 km
35873 Höhenmeter
49 Fahrtage

Australien
7653 km
26641 Höhenmeter
74 Fahrtage

Montag, 6. Juni 2011

Grande Finale in Nord-Westaustralien

Wir verlassen Darwin und radeln zurück nach Katherine. Hier verlassen wir den Stuart Highway definitiv, nun geht es westwärts. Broome liegt ca. 1400 km entfernt, doch uns scheint es gefühlsmässig nur noch einen Katzensprung. Der allerletzte Abschnitt unserer einjährigen Reise beginnt...

Seit gut 6 Wochen begleitet uns schönstes Wetter. Trotzdem steigen in und um Gregory Nationalpark öfters schwarz-graue Wolken zum Himmel. Diese bringen jedoch keinen abkühlenden Sommerregen, sondern sind verursacht durch die vielen kleinen Buschfeuer, welche wir in diesen Tagen oftmals am Strassenrand lodern sehen.


Die Grenzüberquerung nach West-Australien liegt nur noch wenige Kilometer entfernt, als wir auf einer Raststätte unser Zelt für die Nacht aufstellen. Es herrscht ein striktes Gemüse & Früchte Einführ-Verbot in den angrenzenden Nachbarstaat. Unseren Vorrat an 2 Orangen dient zur morgigen Znünipause und können wir problemlos vor Erreichen der Grenze vernichten. Bei einigen motorisierten Touristen sieht dies aber anders aus und somit landet hier kiloweise Frischware im Abfalleimer. Nicht aber an diesem Abend – wir bekommen einen Sack vitaminreicher Leckereien geschenkt. Zusammen mit einigen Campnachbarn bereiten wir auf dem Feuer unser wohl gesündeste Nachtessen dieser Reise zu! Mmmmhh....


In Kununurra buchen wir einen Kanu-Trip. Somit tauschen wir am folgenden Tag unsere Räder gegen ein Kanu ein und werden an den Lake Argyl chauffiert. Über den Ord River paddeln wir während 3 Tagen die 53 km zurück nach Kununurra. Die Stille auf dem Fluss ist herrlich, die Szenerie einzigartig schön. Doch abends auf dem einfachen Buschcamp schmerzen unsere Arme und der kurzzeitige Gedanke, eine weitere Weltreise mit dem Kanu zu starten, wird schnell und gerne wieder verworfen :-) Die Ruhe wird am 2. Tag unterbrochen, als wir zwei Anfänger an einer etwas turbulenteren Stelle das Abenteuer suchen. Wir steuern direkt in einen Wirbel (ja dumm nennt man dies) – und kentern natürlich! Als wir zum Kanu-Kehren an einem Fels Halt suchen, sehen wir eine schwarze Schlange in einer Ritze verschwinden....




Kununurra ist der Ausgangspunkt zu den „Kimberleys“. Diese eindrückliche Umgebung könnte man auf der Gibb River Road (660 km Schotterpiste) wohl am besten erkunden. Leider ist diese Strasse aufgrund der starken Regensaison immer noch geschlossen. Somit fahren wir auf dem „normalen“ Highway weiter. Auch von der geteerten Strasse ist die Aussicht auf die Berge gegeben und wir geniessen das Radeln.


Ein letzter Ausflug auf Schotter machen wir zum Bungle Bungle Nationalpark. Die Strassenzustände fordern uns massiv, zwingen uns die Flussquerungen (bis zu 50 cm tief), steilen & gerölligen Steigungen und tiefen Sandpassagen doch mehrmals zum Schieben. Somit passiert es erstmals, dass wir den Zeltplatz nicht bei Tageslicht erreichen. Die Sonne senkt sich hier bereits kurz nach 17:15 Uhr, anschliessend wird es innert wenigen Minuten stockdunkel. Die letzten 4 km rumpeln wir nur mit unserer Stirnlampe ausgerüstet über Stock und Stein und erreichen den Camping ziemlich erschöpft. Am nächsten Tag wandern/spazieren wir durch die gestreiften Steintürme oder „Bienenstöcke“. Dieser Anblick entschädigt für viele Strapazen!






Bei der Weiterreise liegen nun einige Male mehr als 150 km zwischen den Örtchen und wir stoppen vermehrt auf Rest Areas (Raststätten). Diese Plätzchen werden vom Staat als gratis 24 Stunden-Stopps hergerichtet und bieten sogar einigen Comfort: Toiletten, schattige Sitzgelenheiten, Feuerstelle. Hier trifft man vor allem auf „Grey Nomads“, d. h. vorwiegend pensionierte Australier, welche in ihrem Wohnmobil für unbestimmte Zeit durch ihr Land reisen. Diese lebensfreudigen Australier sind meist nicht schneller unterwegs als wir und so kommt es zu einigen Wiedersehen. Hie & da ergibt sich ein Schwatz oder wir werden auf einen Kaffee eingeladen. Phyllis & Ian tischen uns sogar Nachtessen auf. Ein (feucht-) fröhlicher Abend!

Camperidylle auf Rest Area

Am 1. Juni brechen wir von einer solchen Rest Area zum letzten Fahrtag auf. Mit gemischten Gefühlen fahren wir in Richtung Broome. Viele Bilder der vergangenen Monate spielen sich im „Kopfkino“ ab. Wir freuen uns auf eine Woche „Strandferien“, sind jedoch gleichzeitig auch wehmütig das Reisen/Velofahren einzustellen. 33 km vor Broome erreichen wir das letzte Roadhouse. Hier planten wir eine letzte „Burger-Testung“, doch irgendwie nimmt uns das mulmige Gefühl heute sogar den Appetit!


Wir haben unser Ziel erreicht! Die letzten Tage haben wir uns unter die Bade-Touristen am traumhaften Cable Beach gemischt. Wir staunen nicht schlecht, als wir noch einige Male von Leuten angesprochen werden, welche uns vor einiger Zeit (und oft mehrere 100 km entfernt) auf der Strasse überholt haben und nun wiedererkennen!


Samstag, 7. Mai 2011

Aus der Wüste in die Tropen

Noch am selben Tag an welchem wir Alice Springs verlassen, überqueren wir mit der „Tropic of Capricorn“ die imaginäre Grenze zu den Tropen. Nur ganz langsam verändert sich die Landschaft, doch wir können bald die höher wachsenden Bäume und die vielfältigeren Sträuche entlang der Strasse betrachten. Die nun deutlich höhere Luftfeuchtigkeit lässt unsere T-Shirts täglich etwas feuchter werden...












Je weiter wir in Richtung Norden unterwegs sind, umso mehr machen sich auch die Insekten und Amphibien bemerkbar. Ab sofort plagen uns nicht mehr die lästigen Fliegen, sondern die aggressiven Stechmücken, welche sich vor allem bei Sonnenuntergang und -Aufgang an unserem reichhaltigen Blut ergötzen. Duschen gehen wir auch nicht mehr alleine, Frösche und Gekkos wundern sich ab unserer unregelmässigen Bräunung (Radkombi-Abdruck).



















Frecher Gekko

Die Mäuse, welche uns im Red Center auf Trab gehalten haben, sind zur unserer Freude wieder verschwunden - kein nächtliches Rascheln und Gepiepse holt uns mehr aus dem Schlaf. Dennoch bleiben wir in der Nacht nicht immer ungestört - werden wir doch einmal Mitten in der Nacht von ca. 10 wilden Eseln, welche sich auf dem Stuart Highway zanken, aus unseren süssen Träumen gerissen...


Zwischen Alice Springs und Katherine sind es gut 1200 km ziemlich einsame Strasse. Die Devils Marbles sind für die meisten motorisierten Touristen der einzige Stopp entlang der Route. Auch wir lassen uns diese grotesken Sandsteinformationen nicht entgehen.
















Devils Marbles


Da wir täglich mehrere tausend Kalorien verbrauchen, haben wir uns zur Kompensation in den vergangenen Wochen ein breites Wissen über die „Burger with the Lot“ angeeignet. Diese massiven Burger zeichnen sich durch ihre vielseitige Bestückung aus: Tomaten, Salat, Speck, Schinken, Rindfleisch, Ei, Gurken, Zwiebeln, Ananas, Karotten und - was unserer Meinung nach nicht fehlen darf – Randen. Wir haben unsere wahre Berufung als Burger-Tester gefunden. :-)























harte Arbeit...


Ab Katherine wird es richtig heiss. Die Nächte kühlen nicht mehr unter 23 Grad und wir haben Mühe angenehmen Schlaf zu finden. Das sogenannte Top End Australiens entzückt uns aber durch die Vielseitigkeit der Landschaft. Wir geniessen kühlendes Planschen in den vielen Wasserlöchern, welche zum Teil von eindrücklichen Wasserfällen gespiesen werden. Grosse und kleine Palmen säumen die Strasse und hie und da sind auch einige Hügel zu überwinden.
















Edith Falls (Nitmiluk Nationalpark)















Wangi Falls (Litchfield Nationalpark)

Als wir in Darwin eintreffen und das Meer erblicken, sind wir beide extrem stolz. Ein spezielles Gefühl übermannt uns, als wir uns bewusst machen, dass wir dieses riesige Land von Süd nach Nord komplett mit eigener Muskelkraft durchfahren haben.


--> übrigens haben wir einmal mehr etwas "zu viel" Zeit, sodass wir noch einige Kilometer in Richtung Westen anhängen. Wir freuen uns auf unseren letzten Abschnitt nach Broome!




PS. Sorry für die seltsame Formatierung...

Donnerstag, 14. April 2011

Das grüne Red Center und neue Rekorde

Nach dem Motto „und wehe wenn sie losgelassen“ stellen wir kurz nach Coober Pedy einen neuen Rekord auf. Der Tag startet (wie für uns gewöhnlich) erst nach einem gemütlichem Frühstück gegen 9:30 Uhr. Doch Dank gutem Rückenwind erreichen wir bereits kurz nach dem Mittag unser Tagesziel. Wir fühlen uns fit und beschliessen weiterzuradeln. Was zuerst nur eine irrwitzige Idee scheint, setzen wir schliesslich in die Tat um und fahren das erste - und wahrscheinlich auch letzte - Mal auf unserer Reise 200 km an einem Tag. Umso schöner, dass wir abends auf der Rest Area auf Tom & Ashley (von William Creek) treffen und mit ihnen auf diesen Tag anstossen können!


Mit gutem Wind geht es weiter auf dem Stuart Highway. Dies ist die Hauptverkehrsachse zwischen Adelaide und Darwin und wird auch von den berühmt-berüchtigten Road Trains genutzt. Obwohl wir immer wieder vor diesen riesigen Lastern (bis zu 54 m lang) gewarnt werden, können wir bisher nur ein grosses Lob aussprechen. Die Fahrer überholen uns meist mit grossem Abstand und winken oder hupen freundlich.

Grössenvergleich

200 km vor Alice Springs zweigen wir dann jedoch in Richtung Westen ab und machen uns auf den Weg zum Uluru – dem Touristenmagnet schlechthin. Der Wind bleibt uns weiterhin positiv gesinnt und so läuft das Radeln fast von selbst... Sowohl „Uluru“ als auch „Kata Tjuta“ liegen in einem Nationalpark, wo das Campieren untersagt ist. Somit lassen wir unser Zelt auf dem Camping vor dem Nationalpark einmal für einige Tage stehen und erkunden diese beiden Sehenswürdigkeiten in Tagesausflügen. Wir befinden uns zwar nun offiziell im „Red Center“, doch der landschaftliche Hauptfarbton bleibt, neben den roten Steinformationen selbst, weiterhin grün.

Kata Tjuta

Uluru by Sunset

Das Rad wieder bepackt, müssen wir 130 km auf selber Strasse zurückfahren, was nun bei Gegenwind deutlich weniger Spass macht...

Am Kings Canyon unternehmen wir eine wunderschöne Wanderung. Das rote Gestein fällt in spektakulären Klippen ab oder türmt sich in beeindruckenden „Domes“. Für uns ein Highlight im Red Center.

Kings Canyon

Der „Mereenie Loop“ ist die kürzeste Strecke nach Alice Springs. Dies ist jedoch eine unbefestigte Strasse, welche momentan nur für 4x4 freigegeben ist. Etwas gebrandmarkt nach der letzten Erfahrung, erkunden wir uns diesmal besonders nach dem Wetter. Es wird Sonnenschein pur prognostiziert und so wagen wir uns nach 12 Tagen Asphalt wieder auf Schotter...

Hier finden wir dann auch endlich den roten Sand – und zwar auf der Strasse! Vor uns liegen 220 km Wildnis, davon 160 km Sand, Wellblechpiste oder grober Schotter. Die Strassenverhältnisse sind bestimmt nicht für Tourenradler mit Gepäck (und ungefederte Räder) gemacht, doch wir zeigen uns tapfer. Am ersten Tag starten wir Minuten nach Sonnenaufgang. Die Strasse ist glücklicherweise schwach befahren und so können wir die ganze Breite in der Suche nach der besten Spur nutzen. Wir holpern, schlittern und stossen; unsere Fahrtechnik wird geprüft und verbessert. Wir kommen zwar nur gemächlich vorwärts, doch am Ende des Tages schauen wir doch stolz auf unsere Kilometer-Zähler: 131 km bzw. 9 Stunden und 54 Minuten im Sattel – der längste Tag! Als wir am folgenden Tag dann nach einigen Stunden wieder auf Asphalt treffen, sind vor allem unsere Hinterteile ziemlich froh.... :-)

Mereenie Loop

Dingo zeigt den Weg

Wir sind einmal mehr von unseren Rädern begeistert, diese machen nämlich auch diesen Ausflug ohne Muttern mit (was man von uns nicht immer behaupten kann..!).

Die Natur auf diesem Abschnitt ist gewaltig, wir sehen viele Kamelspuren, treffen auf wilde Pferde, Dingos und Schlangen. Ab Glen Helen zweigen wir zu einigen natürlichen Wasserlöchern für erfrischende Badepausen ab oder geniessen die unglaubliche Kulisse der MacDonnell Ranges. Auch hier ist es wieder so grün, dass wir zeitweise vergessen mitten im Outback zu sein.

radeln entlang der West MacDonnell Ranges

Auf den Tag genau 6 Monate nachdem wir in Las Vegas einrollten, erreichen wir am 10. April die zweite Wüstenstadt unserer Reise - Alice Springs.

Wir freuen uns sehr über die Annehmlichkeiten der wieder-erreichten Zivilisation. Im Supermarkt kommen uns aufgrund der grossen Auswahl fast die Tränen und nach wochenlangem Campen gönnen wir uns für eine Nacht ein Hotelzimmer. Die nette Receptionistin ist sogar so angetan von unserer Reiseform, dass sie uns spontan in die Spa-Suite upgradet!

Donnerstag, 24. März 2011

Abenteuer im Outback...

Gutgelaunt und erholt verlassen wir Adelaide. Es geht durchs Clare Valley, auch dies ein weltbekanntes Weinanbaugebiet. Bald nimmt die Bevölkerungsdichte jedoch merklich ab - obwohl wir hier immer noch an einem Tag gut zum nächsten kleinen Ort radeln können, liegt nun oftmals schon viel Einsamkeit dazwischen . Es ist herrlich in dieser Verlassenheit zu radeln, nur noch selten überholen uns Autos. Wir geniessen die Stille, unterbrochen nur vom Gezwitscher der farbenprächtigen Vögel.


Nach 5 Fahrtagen erreichen wir den Flinders Ranges Nationalpark. Diese Gegend war uns noch von unserem letzten Australien-Aufenthalt in guter Erinnerung. Es ist drückend warm um die 40 °C und ein kaltes Getränk liegt bei unserer Ankunft zuoberst auf der Wunschliste. Am nächsten Tag ist der Himmel bewölkt und nach einem vorabendlichen Regenschauer ist es deutlich kühler. Ideal für eine Wanderung auf den Mount Ohlssen Bagge. Wir sehen Bergziegen, etliche Eidechsen und hunderte Spinnen. Die australischen Spinnen beeindrucken uns mit ihrem Fleiss, die Netze spannen sich meterbreit zwischen den Bäumen und bereits einige Male mussten wir unsere Fahrräder morgens von Netzen befreien, welche einem im Glauben lassen könnten, die Räder würden nur sehr sporadisch genutzt...

Flinders Ranges


Bei der morgendlichen Weiterreise sehen wir scharenweise Kängurus und Emus, die uns aus sicherer Entfernung neugierig beobachten. Über Hügel und Schotter erreichen wir nachmittags Parachilna. Der hier einheimische Darryl, den wir einige Tage zuvor kennenlernten, gibt uns breitwillig eine Tour zu Lake Torrens, einen der grössten Salzseen weltweit. Wir erfahren einiges über die Gegend und das ausserordentlich regenreiche Jahr, das Australien nun nach 9 Jahren Dürre erlebt.

Parachilna Gorge

Genau dieser Regenreichtum bringt unsere Pläne für die Weiterreise etwas ins Wackeln. Wir bangen nämlich um die Strassenverhältnisse, denn bis nach Coober Pedy liegen 450 km Schotterstrasse vor uns. Bei andauerndem Regen kann dies zu Überflutungen der Bachbette führen oder auch ganze Strassenabschnitte wegspülen. Wir hören verschiedene (sich widersprechende) Meinungen, doch da wir ja schliesslich auch etwas das Abenteuer suchen, beschliessen wir es zu wagen.

Nach den ersten rund 80 km Schotterpiste treffen gegen Mittag in Marree, dem südlichen Start des Oodnadatta Tracks, ein. Hier stärken wir uns mit einem leckeren Burger und brechen nach einigen Stunden „Hitzepause“ voller Vorfreude und mit ca. 25 Litern Wasser in Richtung William Creek (207 km entfernt) auf. Die Strassenverhältnisse sind weiterhin unerwartet gut und getrieben vom Wind, fahren wir hinaus in die Wildnis. Die Szenerie ist einzigartig, jedoch ist die Erde nicht wie für die Wüste üblich rot, sondern leuchtet in der Abendsonne - von vielen kleinen Büschen und Gräsern überzogen - grün. Wir passieren den berühmten Dog-Fence und einige alte Ruinen, welche entlang der Old-Ghan-Line an bessere Zeiten erinnern. Eine Stunde vor Sonnenuntergang finden wir ein perfektes Plätzchen um unser Zelt aufzustellen und sind sicher morgen William Creek zu erreichen.

mmmh...

auf dem Oodnadatta Track

wildes campen...

Am nächsten Morgen nehmen wir unser Frühstück aufgrund der unzähligen Fliegen im Zelt ein. Diese lästigen Viecher lassen zum Glück bei rasanter Fahrt etwas nach. Auf halber Strecke erreichen wir Cowards Springs. Diese natürliche Quelle lockt uns eine erfrischende Spa-Pause einzulegen. Doch der Blick zum grauen Himmel drängt uns zur Weiterfahrt. Eine weitere Stunde später beginnt es zu regnen, zuerst nur – wie bisher von Australien gewohnt – zaghaft, doch dann immer stärker bis wir uns mitten im Gewitter befinden und es sinnflutartig schüttet. Als Blitze den Himmel erhellen überkommt uns ein mulmiges Gefühl. Die Schutz bietenden Ruinen liegen lange hinter uns und somit sind wir zwei Radler der höchste Punkt soweit das Auge reicht – der ideale Blitzableiter... Wir strampeln verzweifelt weiter, was durch die weicher werdenden Strassen jedoch immer anstrengender wird. Als sich der nasse Kies zwischen Schutzblech und Reifen zu verfangen beginnt, werden kurzerhand die Schutzbleche demontiert. Die Strassen sind nun stellenweise von einem feinen Wasserfilm bedeckt, doch wir kommen voran und nach einer gefühlten Ewigkeit, wahrscheinlich aber nur ca. 45 realen Minuten hellt sich der Himmel wieder auf. Wir erreichen ein Creek, dass nun knöchelhoch Wasser führt. Die Querung mit dem Rad stellt jedoch kein Problem dar und als ein 4x4 auftaucht winken wir nach einem kurzen Schwatz Goodbye. Nach dem Adrenalin-Rausch sind wir nun euphorisch die letzten 33 km nach William Creek zu schaffen...

Creekcrossing

Nur wenige hundert Meter später ändert sich jedoch der Strassenbelag zu Sand, welcher
Wasser getränkt zu einer lehmigen Pappe wird. Die Räder sinken richtiggehend ein. Wir steigen vom Rad und probieren zu schieben. Doch dieser Schlamm verklebt alles, unsere Räder blockieren und die nun kiloschweren Tevas machen alleine das Gehen zu einer Tortur. Völlig frustriert müssen wir einsehen, dass wir alleine nicht mehr weiterkommen.

Lilly am Ende :-(

Somit sitzen wir am Strassenrand, eine Packung Guetzli dient zur Stimmungsaufheiterung. Nun heisst es kühlen Kopf bewahren, Lösungswege zu suchen. Glücklicherweise führen wir genügend Wasser und Essen um einige Tage im Nichts campieren zu können, jedoch ist dieser schlammige Untergrund nicht bestes Zeltareal. Unsere Hoffnung liegt bei den 2 Autos, die uns heute überholten. Wird sich einer an uns erinnern und uns zur Hilfe eilen? Da die Strassen nun bestimmt geschlossen wurden, können wir nicht mehr mit neu eintreffenden Autos rechnen...

Der Wind pfeift uns um die Ohren und lässt uns einige Male erfreut aufhorchen - um anschliessend nur enttäuscht festzustellen, dass es doch kein Motorgeheul war. Doch dann, nach ca. 1 ½ Stunden warten sehen wir plötzlich eine Veränderung am Horizont. Langsam taucht ein (Plüsch-) Känguru über der Klippe auf. Wir springen auf – Juhee es sind die Deutschen, welche wir bereits auf dem Camping in Wilpena Pound gesichtet haben!

unsere Rettung inkl. Ruth dem Känguru

Familie Lutz scheut keinen Aufwand um unsere tausend (stark verschmutzten) Sachen auf ihrem Anhänger unterzubringen. Erleichtert steigen wir ein und Gine manövriert das schwere Gefährt fachmännisch durch den Schlamm. Wir sind alle erleichtert als wir an diesem Freitag gegen 18:00 Uhr William Creek erreichen.

William Creek hat 7 Einwohner, 1 legendäres Pub, ein Flug-Center, einen Camping und ein „Hotel“. Da alle drei wegführenden Strassen für unbestimmte Zeit geschlossen sind, wird bald klar, dass dieses abgeschiedene Fleckchen Erde eine Weile unser Zuhause sein wird. Somit richten wir uns auf dem Zeltplatz gemütlich ein. Glücklicherweise sind wir hier mit einer netten Runde „gestrandet“ und wir verbringen unsere Tage mit Spaziergängen in der Wüste, lesen, faulenzen und Planen. Das Kartenspiel „Phase 10“ + ein Gläschen Wein steht jeweils abends auf dem Programm. Die Strassenzustände bzw. das Datum der Wieder-Eröffnung sind ein beliebtes Diskussionsthema - die Infos ändern von Stunde zu Stunde. Obwohl wir in den ganzen Tagen keinen Regen mehr erleben, scheinen die Strassen weiterhin geflutet zu werden. Manch ein hoffnungsvoller Spaziergang zur Hauptstrasse wird getätigt, doch die Strassen-Tafeln verharren stur auf „closed“.

Strassen geschlossen

Die Tage vergehen, wir sind mittlerweile gewillt die erste wieder zu befahrende Strasse zu wählen. Das Essen wird immer sorgfältiger proportioniert und die Alkohol-Vorräte gehen aus (Das Pub boykottieren wir aufgrund des aussergewöhnlich unfreundlichen Besitzers) :-( Viele Hoffnungen liegen auf Dienstag als Weiterreise-Tag, doch die News sind erschütternd. Wir sehen Fotos der überfluteten Strassen, das Wasser in den Creeks reicht bis zu 1.8 m! Es heisst die von uns anvisierte Strasse nach Coober Pedy werde wahrscheinlich in 5 Wochen (!), die Strasse nach Marree eventuell in 7 Tagen geöffnet. Um auf diesem Wege Coober Pedy zu erreichen, würde dies für uns ca. 1200 km Umweg bedeuten...

Aufgrund der speziellen Umstände bietet das Flug-Center Flüge nach Coober Pedy an um dort z. B. zumindest Einkäufe zu tätigen. Auf Anfrage erklären sie sich bereit uns samt Fahrräder auszufliegen. Unsere Weiterreise wird auf den nächsten Morgen angesetzt. Es überkommt uns ein seltsames Gefühl und ein bisschen Wehmut die lieb gewonnene Gruppe zurückzulassen.

Lustige Truppe in William Creek

Am nächsten Morgen fliegen wir bei Sonnenaufgang los. In der Cessna bietet sich uns ein traumhafter Überblick über das australische Outback. Eine riesige grün-rote Fläche mit vielen Seen und Flussläufen. Nach 40 Minuten sehen wir im Senkflug, die für Welt-Opal-Hauptstadt Coober Pedy mit den Hügelchen, welche für einen Grossteil der 1500 Einwohner ein Untergrund-Zuhause bieten.

Vogelperspektive auf geschlossene Strasse

Wir erhofften uns Abenteuer und Abenteuer haben wir unbestritten bekommen! Nun freuen wir uns jedoch auf einige „ruhige“ Kilometer auf wunderschön asphaltierter Strasse in Richtung Uluru und Alice Springs.

Sonntag, 6. März 2011

Melbourne bis Adelaide – ein gelungener Start

Während wir unsere Räder in einem Bikeshop für einen Check abgeben, verbringen wir unseren 1. Australien-Tag in Downtown Melbourne. Wir müssen noch einige Sachen fürs Outback besorgen... Pat beratet uns fachmännisch - wir verlassen das Outdoor-Geschäft nicht nur mit Wassersäcken und GPS-Not-Ortungsgerät, sondern auch mit einer Einladung für den Abend. Ein perfekter Start mit feinem Essen in einer geselligen Runde.


Bald nachdem wir die Vororte von Melbourne hinter uns lassen, beginnt die bekannte „Great Ocean Road“. Hier fahren wir bei überraschend kühlem Wetter (um die 16 °C) durch einzigartige Szenerie - Felsformationen im Meer, steil abfallende Küste und Sandstrände, Känguruhs, Koalas und der stetige Eukalyptus-Duft in der Nase.

12 Apostel bei Sonnenuntergang


Bay of Martyr

Im Gegensatz zu Neuseeland sind wir hier wieder oft die einzigen „Touris“ auf den Campingplätzen. Beim Radeln folgen uns etliche neugierige Blicke und es ergeben sich viele nette Begegnungen mit interessierten Australiern. Nebenbei gibt es auch einige tierische Begegnungen wie z. B. mit den frechen Kakadu-Papageien, welche auf Resten unseres Frühstück hoffen oder einem süssen Wallaby, dass plötzlich neben uns auftaucht oder auch mit einer grossen Spinne, die uns abends im Zelt einen Schrecken einjagt...


Die bekannte Küstenstrasse liegt nun schon wieder hinter uns und wir besichtigen in Mount Gambier, etwas im Landesinneren, den aufgrund seiner Farbe benannten „Blue Lake“. Entlang des Coorong Nationalparks fahren wir gestärkt vom Wind grosse Tagesstrecken, vorbei an Sanddünen und weissen sowie rosaroten (Salz-) Seeen.

Blue Lake




Roger beweist auch mit 30 Jahren seine Fitness, als wir an seinem Geburtstag wieder einmal gegen den Wind radeln. Die letzten Tage in Richtung Adelaide führen durch Weinanbaugebiete und mittlerweile heizt die Sonne auch wieder ein. Vor der grossen Ebene des Outbacks wird es nochmals hügelig. Dies führt zu gemischten Gefühlen, bedeutet dies ja nicht nur ein Ende der langen Anstiege sondern auch der rauschenden Abfahrten!

Geburtstagskind on the road (siehe Weste)

In Adelaide machen wir einige Tage Pause bei unserem aufgestellten Gastgeber Gray. Das Fahren mit seinen lustigen Radkreationen bringt viel Spass.

Gray & Roger

Nun sind wir ready für das grosse Abenteuer - kribbelig und voller Vorfreude auf die kommenden Wochen im Outback.