Donnerstag, 17. Februar 2011

1 - 2 - 3 und schon ist auch der 2. Reiseteil vorbei!

Wo von 1903 bis 1990 der Zug die Strecke von Middlemarch nach Clyde zurücklegte, ist nun nach Einstellung des Eisenbahnbetriebs ein Fahrrad- und Wanderweg – der Central Otago Rail Trail. Wir geniessen diese 150 km auf Schotterpiste ohne motorisierten Verkehr. Die Landschaft ist karg und wir passieren schmale Brücken und dunkle Tunnels, die an die vergangenen Zeiten erinnern.


Anschliessend befinden wir uns im Center der Südinsel, die heisseste Region Neuseelands. Unsere Route führt über den Lindis Pass in Richtung Norden. Die Gegend ist bekannt für kräftigen Nordwestwind – was für uns Gegenwind bedeutet. Wir entschliessen uns für einen Frühstart, in der Hoffnung zumindest einige Stunden ohne starken Wind zu erhaschen. Doch als um 6 Uhr der Wecker klingelt, zischt der Wind bereits ums Zelt (wir geben uns einige Minuten der Illusion hin, dass es sich um Rückenwind handelt...). Etwas später sitzen wir auf dem Bike, es ist bereits 26 °C, obwohl sich die Sonne noch hinter den Bergen versteckt. Was folgt, ist wohl eine der grössten mentalen Herausforderungen unserer bisherigen Reise. Wir kommen nur schleppend voran und es fällt uns schwer, die eigentlich grossartige Umgebung zu geniessen. Zeitweise machen wir alle paar Kilometer Pause und zweifeln, ob wir unser gesetztes Ziel erreichen können.


Nach 7 Stunden auf dem Rad (und mittlerweile 35 °C) erreichen wir die Passhöhe. Das Glücksgefühl in diesem Moment ist unbeschreiblich – unser Freudeschrei hallte wahrscheinlich bis ins Tal :-) Die anstehende Abfahrt ist dann ein Genuss, da zum Schluss auch der Wind (oder die Strasse?) kehrte. Kurz bevor wir den Camping nach knapp 110 km erreichen, ziert ein wunderbarer Regenbogen den Himmel – was für ein Abschluss!


Auch auf dem weiteren Weg zum Mount Cook spielt der Wind mit uns, doch das vergangene Erlebnis hat uns eindeutig gestärkt. Aufgrund schlechten Wetters müssen wir uns jedoch bis zum nächsten Morgen gedulden, um einen Blick auf den höchsten Berg Neuseelands zu ergattern.

Mount Cook

Der Lake Tekapo schimmert in einem schönen türkisblau, die Idylle wird abgerundet von einer kleinen Steinkapelle. Erstmals auf unserer Reise treffen wir auf aus der Schweiz bekannte Gesichter – Beni und Sarah. Während 2 Tagen geniessen wir diese Geselligkeit, bevor es für die letzten Kilometer in Neuseeland weitergeht.

Lake Tekapo

Es ist ein angenehmes „ausrollen“ durch die flachen Canterbury Plains, perfekt um die letzten 10 Wochen nochmals Revue passieren zu lassen. Nach etwas über 4000 km erreichen wir Christchurch und haben noch genügend Zeit für eine Shopping-Tour, bevor wir morgen wieder einmal ins Flugzeug steigen.

Fahrradreingung vor dem Weiterflug

Donnerstag, 3. Februar 2011

We(s)tcoast & der Süden - spezielle Landschaften, Wind und steile Strassen

Vieles haben wir erlebt seit unserem letzten Blog-Eintrag. Haben wir doch gut 1180 km und stolze 12109 Höhenmeter in 14 Fahrtagen zurückgelegt. Aber alles der Reihe nach...

An der Westküste (von den Kiwis schmunzelnd „We(s)tcoast“ genannt) besuchen wir den „Franz Josef“ und „Fox“ Gletscher. Diese Gletscher wachsen aufgrund der jährlichen Niederschlagsmenge von 6 m auch in der Zeit der Erderwärmung weiter!

Fox Glacier

Über den Haast-Pass gelangen wir über die Südausläufer der neuseeländischen Alpen ins Landesinnere. Bei nun wunderschönem Wetter radeln wir nach Wanaka und dann - über die höchste asphaltierte Strasse in Neuseeland - nach Queenstown. Die Bilderbuch-Kulisse mit blauen Seeen und sich darin spiegelnden Bergen, lassen uns fröhlich singend durch die Gegend radeln.

auf dem Weg nach Wanaka

Queenstown – der Geburtsort des Bungy Jumpings - ist die Adrenalin-Hauptstadt Neuseelands. Tausende Touristen suchen den Nervenkitzel bei „Extrem-Sportarten“ jeglicher Art. Wir hingegen geniessen an diesem schönen Ort das Nichts-Tun und das eine oder andere feine „Real Fruit-Ice Cream“.

Queenstown

Ein altes Dampfschiff führt uns aus der Touristenhochburg ans andere See-Ende. Vor uns liegen 80 km Schotterpiste durch eine atemberaubende Landschaft. Autos sind hier eine Seltenheit und wir erleben 2 tolle Tage der Einsamkeit in netter Gesellschaft von Alexandra und Ian, zwei anderen Touren-Radlern.




Te Anau ist der Ausgangspunkt für den berühmten Milford Sound. Die 120 km lange Zufahrtsstrasse windet sich kurvig durch sagenhafte Landschaft mit vielen pletschernden Wasserfällen. Aufgrund des starken Verkehrs und eines über 1 km langen unbeleuchteten Tunnels wurde uns jedoch mehrmals davon abgeraten, diese Strecke zu beradeln. Darum machen wir uns mit Mietauto „Elsi“ auf Erkundungstour. Vielleicht liegt es an dem für uns ungewohnt schnellen Tempo dieser Fortbewegungsart, doch lustigerweise sind wir abends einiges müder als nach einem Radel-Tag.

Milford Sound


unterwegs mit "Elsi"

Anschliessend geht es auf der „Southern Scenic Route“ ganz in den Süden der Insel. Wir bewegen uns in Richtung des Windes, was für viel, viel Fahrspass sorgt. Ohne grosse Kraftanstrengungen fahren wir über steile Hügel und legen grosse Distanzen zurück. Doch leider vergehen diese 3 „Traum-Tage“ zu schnell und wir finden uns anschliessend wieder zurück in der Realität mit Gegen- und Seitenwind. Die süssen „Gelbaugen-“ und „Blau-“ Pinguine entlang der Catlins Coast trösten uns jedoch darüber hinweg!

Gelbaugenpinguin

In Dunedin befindet sich die steilste Strasse der Welt. Natürlich lassen wir uns diesen Anblick nicht entgehen. Ehrfürchtig schauen wir uns die 35 % Steigung vom Grund aus an. Da packt Roger der Ehrgeiz, angeheizt von den anwesenden begeisterten Touristen fährt Roger in speziell ausgeklügelter Technik mit stark nach vorne gebeugtem Oberkörper los und schafft es tatsächlich nach oben. Da bleibt es Julia nur neidisch zu gratulieren und den Titel „Berg-König“ abzugeben (zumindest für diesen Tag :-)).

selbst zum Stossen anstrengend...


der wahre Berg-König!